DIE LINKE Kreisverband Oldenburg-Land

DIE-LINKE-Kreszentia-Flauger

Gemeinsamer Antrag von Kreszentia Flauger,
Ratsherrin der Stadt Wildeshausen, DIE LINKE, in einer Gruppe mit den GRÜNEN

Die Gruppe Die Grünen/Linke beantragt – zunächst testweise für zwei Jahre – die
Einrichtung einer Fußgängerzone in der Westerstraße (zwischen den Einmündungen Neue
Straße und Bahnhofstraße). Die durch den Wegfall des Autoverkehrs und der damit in
Zusammenhang stehenden Parkplätze gewonnenen Flächen sollen für Sitzgelegenheiten,
Stadtbegrünung, Spielbereiche für Kinder, Außengastronomie etc. – zunächst als Pop-up
Installation – genutzt werden. Ab Geschäftsschluss (Mo.-Fr. 19:00, Sa. 14:00, So./Feiertage
durchgehend) soll die Fußgängerzone auch für Fahrradfahrende nutzbar sein.

Behindertenparkplätze sollen in unmittelbarer Nähe der Zugänge zu der Fußgängerzone in
ausreichender Zahl eingerichtet werden. Lieferverkehr für die Anrainerbetriebe soll in der
Fußgängerzone Montag bis Freitag von 6.00 Uhr bis 10.00 Uhr und von 18.00 Uhr bis 20.00
Uhr, Samstag von 6:00 bis 10:00 erlaubt werden.

Nach Ablauf dieser Pilotphase soll die Maßnahme unter Beteiligung der
Straßenanlieger*innen, insbesondere der ansässigen Einzelhandels- und
Dienstleistungsbetriebe, Bürger*innen und ggf. weiterer Stakeholder evaluiert und im Rat
diskutiert werden, mit dem Ziel, die Fußgängerzone entweder dauerhaft einzurichten oder zu
der bisherigen Verkehrsregelung zurückzukehren.

Begründung

Umsatzsteigerungen im Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebereich

Studien zeigen, dass im Schnitt 50% mehr Umsatz und 80% mehr Besuchstage mit
Fußgänger*innen als mit Autofahrer*innen erzielt werden. In verschiedenen Städten ließ
sich nach der Einrichtung von Fußgängerzonen weit überwiegend eine Umsatzsteigerung,
wenigstens aber kein Umsatzrückgang verzeichnen. Es kann sogar nachgewiesen werden,
dass Parkplätze direkt vor den Ladenlokalen für die Betreiber*innen wirtschaftlich nachteilig sind2. Dieser Effekt wird, anders als in Debatten oftmals behauptet, nicht nur in Großstädten
erzielt, sondern auch in Kleinstädten mit einer Bevölkerung zwischen 8.000 und 30.000
Einwohner*innen3. Wir sollten diese Chance auf eine Stärkung der Gewerbebetriebe im
Kernbereich der Wildeshauser Altstadt – auch in Konkurrenz zu anderen regionalen
Mittelzentren – nutzen.

Attraktivität der Innenstadt, Aufenthaltsqualität, Verkehrssicherheit, Gesundheit

Wester- und Huntestraße sind das Herz der Wildeshauser Innenstadt. Durch die geplante
Einrichtung von Sitzgelegenheiten, grünen Oasen, Spielzonen, Außengastronomie etc. wird
die Aufenthaltshäufigkeit und -dauer der Innenstadtbesucher*innen erhöht. Auch die
Sicherheit wird deutlich gestärkt, indem Fußgänger*innen den gesamten Straßenraum zum
Schlendern und Bummeln nutzen können, ohne auf Auto- und Fahrradverkehr achten zu
müssen – zumal der rollende Verkehr sich allzu oft nicht an die vorgegebene
Schrittgeschwindigkeit hält. Der Wegfall von Feinstaubemissionen und Abgasen sowie die
geringere Verkehrslärmbelästigung tragen zur Gesundheit der Passant*innen bei.

Klimaschutz

Die Stadt Wildeshausen hat sich – so der Beschluss der Ratssitzung vom 12.10.2023 – zum
Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Danach sollen in allen Sektoren, ausdrücklich
auch im Verkehrssektor, Maßnahmen zur schnellen und drastischen Einschränkung von
Klimagasen eingeleitet bzw. angeregt werden. Die Einrichtung einer Fußgängerzone trägt zu
dieser Treibhausgasreduzierung bei, da die Verkehrsteilnehmer*innen, anstatt auf der
Suche nach Parkplätzen die Westerstraße zu befahren, direkt die ohnehin größeren
Parkplatzflächen um diese Kernstraße herum (z.B. Gildeplatz, Neue Straße, etc.) aufsuchen.

Quellen

Umweltbundesamt (Hrsg.). Factsheet Mobilität – Urbaner Verkehr und lokale Ökonomie
(2021). URL: https://elib.dlr.de/186228/1/factsheet_best_practice_muv_oekonomie_0.pdf
(Stand: 29.1.2024)

Merten, Laura, Kuhnimhof, Tobias: Impacts of parking and accessibility on retail-oriented
city centres, in: Journal of Transport Geography, Vol. 113 (2023). URL:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0966692323002053?via%3Dihub
(Stand: 29.1.2024)

Mobilité Pietonne Suisse (Hrsg.): Einzelhandel, Erreichbarkeit, öffentlicher Raum (2023).
URL: https://mobilitepietonne.ch/wordpress/wp-content/uploads/2023/06/mobilite_ publication_6_pages_Allemand_230601_page_HD.pdf (Stand: 29.1.2024)

Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V. (Hrsg.): Straßenverkehrslärm – Eine Hilfestellung
für Betroffene, in: Arbeitsring Lärm der DEGA (ALD) Schriftenreihe, Band 1 (2010). URL:
https://www.ald-laerm.de/fileadmin/ald-laerm.de/Publikationen/Druckschriften/ Strasenverkehrslaerm.pdf (Stand: 29.1.2024)

Umweltbundesamt (Hrsg.). Leitfaden Klimaschutz im Stadtverkehr (2010). URL:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4023.pdf
(Stand: 29.1.2024)

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